Zur
Erinnerung an Carus Sterne Von Wilhelm Bölsche |
In
Memory of Carus Sterne By Wilhelm Boelsche |
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vii |
Am 24.
August 1903 ist der Verfasser von “Werden und Vergehen”, -- Carus
Sterne, wie er sich auf seinen büchern nannte, Ernst Krause, wie
er im bürgerlichen Leben hiess, -- in Eberswalde, dem Orte, wohin
er sich seit Jahren in wachsendem Bedürfnis nach Stille und
Einsamkeit fern von dem Geräusch der Weltstadt Berlin
zurückgezogen hatte, gestorben. Eine starke, scharf umgrenzte
Persönlichkeit ist aus unserm Bildungsleben mit ihm geschieden;
eine breite Lücke klafft für die Öffentlichkeit da, wo
er stand, und sie wird sich schwerlich so bald ausfüllen. Ein
engerer Kreis nur, den auch der Tod schon gar sehr gelichtet, bewahrt
die Kenntnis, dass eine der edelsten, lautersten Gestalten aus dem
grossen Geisteskampfe unserer Zeit in ihm dahin ist. Im jeder menschlichen Wissenschaft gibt es zwei Wege. Der eine führt in die höhe, der andere in die Breite. Der erste ist der Weg strenger Forschung; der andere der Weg der Lehre. Seit Alters ist es ein Ehrgeiz des grossen Forschers, auch ein guter Lehrer zu sein. Aber nach alt hergebrauchtem Brauche denkt der Forscher dabei gern nur an einem engen Kreis, dem die Lehre wieder zu einer Grundlage eigener Forschung wird. Diese Beschränkung ist nicht mehr an der Zeit. Eine neue Forderung pocht gewaltig an die Pforten des Forschungstempels. Ein gesunder demokratischer Geist hat die Menschheit ergriffen. Eine unabsehbare Menge verlangt die Lehre, nicht weil sie selber mit forschen will, sondern weil der Inhalt dieser Lehre eine Macht geworden ist in unserm Leben, ein notwendiger Bestandteil unserer Weltanschauung. Und das gilt in allererster Linie von der modernen Naturwissenschaft. Sie hat nicht nur unsere Technik und damit schon unser ganzes praktisches Dasein von Grund aus umgestaltet. Viel bedeutsamer noch ist die Revolutionierung der Geister durch das neuw, unerhört erweiterte Weltbild, das der Naturforscher gibt. Nun vollends, da die Naturforschung sich auf dem Boden der entwicklungslehre auch noch ausgestaltet hat zu einer historischen Wissenschaft, da sie uns von dem Vergehen und Werden der Dinge eine Kunde gibt, die nicht mehr bloss über die paar Kulturjahrtausende des gewöhnlichen Historikers, sondern über Millionen von Jahre reicht, lässt sich die Berührung mit den tiefsten Gewissensfragen unseres edelsten Innenlebens, mit den Grundlagen unseres ganzen denkendenund sittlich handelnden höchsten Menschentums nicht mehr verschleiern und abweisen. |
On 24
August 1903 the author of " Werden und Vergehen" [“Generation and
Decay”] died -- Carus Sterne, as he called himself in his books, Ernst
Krause, as he was called in civil life. He died in Eberswalde, where he
had retreated from the noise of cosmopolitan Berlin in a growing desire
for silence and solitude. With his departure, a strong, sharply defined
personality has been severed from our educational life, leaving a wide
gap where he had stood, and it will be difficult for the public to fill
it any time soon. Only a small inner circle, thinned out by death,
preserved the knowledge that in him lived one of the finest, purest
protagonists in the great spiritual battles of our times. In every human science there are two ways. One leads to depth, the other to breadth. The first way is that of strict research, the other way is that of teaching. Since antiquity the great scientist has also had the ambition to be a good teacher. But by custom, researchers think and teach only within the narrow confines of their own research, and their teaching develops the foundations for that research. Today, this restriction is no longer possible. A new requirement knocks at the gates of the huge research temple. A healthy democratic spirit has gripped mankind. An incalculable amount is required of science instruction, not because the hearer wants to do research himself, but because science has become a force in our lives, and is a necessary part of our philosophy. And this applies first and foremost to modern natural science. It has not only redesigned our technology and our whole practical life from the ground up. More importantly still, it has given us a revolution of the spirit through the new, enormously expanded world view of the sciences. Finally, since the nature of research in evolution is also research in a historical science, because it bears witness to the destruction and creation [“Vergehen und Werden”] of things, not merely the ordinary historian’s concern for the culture for thousands of years, but for millions of years, it concerns the deepest issues of our most precious inner life, with the foundations of our whole thinking, which the highest of humanity acting morally can no longer reject and disguise. |
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Hier erwächst die Notwendigkeit einer neuen Persönlichkeit:
des Volkslehrers. Vielleicht könnte man sagen, dass in ihm
eigentlich nur wieder der echte Philosoph im alten sinne aufersteht.
Und gewiss ist ja, dass durch die Betonung der
Weltanschauungsbeziehungen in den Forschungsergebnissen als des
Wichtigsten der Volkslehrer zugleich zum praktischen Philosophen wird
wieder in einer glücklichen Form, die eine allzu abstrakte
Kathederphilosophie nicht eben zu ihrem Glücke, wenn auch
zeitweise in einer Art Notlage, lange Zeit abgelehnt und verloren
hatte. Es gehören aber noch andere Gaben dazu, die nicht ohne
weiteres mit Philosophie zusammenfallen, obwohl der Philosoph jener
älteren Art sie meist ebenfalls mitbrachte. Ästhetische Gabe
gehört dazu. Die Forschung in ihrem Laboratorium zerfetzt die
Dinge; sie darf eine äussere Form zerstören, um in ihren
Teilen in immer tiefere Formengeheimnisse einzudringen. Die Volkslehre,
die diese entblössten, zerstückelten, atomisierten Teile so
wieder vorbringen wollte, würde das Bild nicht erweitern, sondern
in gröblicher Weise vermengen und fälschen. Ihre Aufgabe ist
es, das real Zerstörte in der Idee wieder zusammenzuschliessen,
wieder als ein vollständiges Bild zu geben, allerdings
durchgeistigt zugleich von den Ergebnissen der Schau in das
geöffnete Innere. Dieser Wiederherstellungsprozess ist aber eine
Arbeitsleistung, die nicht in den Instrumenten der Forschung selbst
gesucht werden darf, so oft das auch irrtümlich geschieht: -- ihr
Werkzeug ist ein ästhetisches, ein bildnerisch schaffendes, wie es
nur durch künstlerische Kräfte ermöglicht wird. Deshalb
treten an die volkstümliche Darstellung selbst der entlegensten
und intimsten naturwissenschaftlichen Ergebnisse besondere
Stil-Forderungen, die Forderung besonderer plastischer und dramatischer
Fähigkeiten heran. Wehe dem Volkslehrer, der diese Dinge gering
schätzt, weil er sie nicht im Museum, auf der Sternwarte und im
Anatomiesalle Lernen konnte, ja dort von ihnen nicht einmal eine
Erwähnung fand. Wehe dem Wissenschaftler, der meint, diese
besonderen Gaben schon von selbst zu besitzen, weil er die Methoden der
strengen Sachforschung erlernt hat. Darum, um solcher leichtsinningen
Vermutungen willen, der grosse klaffende Riss in unsern Tagen: hier der
strahlend aufsteigenden, in sich gefestigten Naturforschung, -- dort
des Volkes im weitesten Sinne bis zum schlichten Handarbeiter herab, --
und doch keine Vermittelung, ein haltloses Plänkeln und
Stümpern verfehlter Versuche, handgreiflich Armseliges
triumphierend, weil nichts Besseres, nichts Gutes da ist, ein
Rufen und Verlangen von allen Seiten und keine Tat, keine Leisstung in
ungezählten Fällen. |
Here arises the need for a new personality of the people's teacher.
Perhaps one could say that in him reappeared the true philosopher in
the old sense. And certainly that is true, that is by emphasizing the
ideological relations in the research results as the most important
task of the popular teacher, combined with practical philosophy, he
brought all back into a happy form, which an overly abstract ivory
tower philosophy had rejected and lost over time. There are other gifts
too, not easily associated with philosophy, although the philosophers
of the older type usually possessed. The aesthetic gift is one of them.
The research in their laboratory tears apart things, but may not
penetrate through the outer shell to penetrate through to the deeper
mysteries. The popular teaching that would make these denuded,
fragmented, atomized parts whole again might not clarify the picture,
but rather mangle it in a horrible and false way. His task is to unite
the pieces into the idea again in order to give a complete picture, to
weave the results to reveal the interior parts. This reconstruction is
a work of skill, not to be sought in the instruments themselves, as
often erroneously is done, it is an asthetic work, a visual creation,
made possible only by artistic skill. It takes a special skill to give
a clear, popular exposition of even the remotest and most intimate
scientific results, calling on special flexible and dramatic skills of
presentation. Woe to the popular expositor who under-appreciates these
things, because he could not learn it at the museum, in the
observatory, or in the anatomy lecture hall, as it is not even
mentioned there. Woe to the scientist who imagines that he already
possesses these special gifts, just because he has learned the proper
methods of research. Because of such reckless presumption, there are
gaping rifts in our times: here the radiant appearance of the
well-established scientific research; there the people in the broadest sense extending even to manual workers, who have a limitless desire and an inexhaustible curiosity and receptivity for the scientific materials -- and yet no mediator, baselessly clamoring and amateurishly inappropriate attempts, palpably pathetic triumphing, because there is nothing better, nothing good is there, with a calling out and longing from all sides and no amelioration, no response in countless cases. |
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ix |
Carus Sterne gehörte zu den glücklichen Naturen, denen der
echte Volkslehrer-Beruf in der tiefsten Anlage im Blute lag. Seiner
ursprünglichen Gabe nach war er zweifellos eine durch und durch
ästhetische Natur. Lebensschicksale und ein Zug der Zeit
führten ihn in die Naturwissenschaft. Er würde sich in ihr
unglücklich gefühlt haben und sie wohl nur als eine kurze
Durchgangstation benutzt haben, wenn nicht die gerade aufblühende
Entwickelungslehre ihm einen Ausweg gezeigt hätte: den Ausweg
nämlich seine ästhetisch ordnende und plastisch
rekonstruierende Gabe in den Dienst der Volkslehre zu stellen zur
Vermittelung der grossartigen neuen darwinistischen Resultate.
Verhiessen sie doch nichts Geringeres als eine neue
“Schöpfungsgeschichte”, eine real beweisbare Erzählung vom
geschichtlichen Werden der ganzen sichtbaren Welt, einen historisch
angelschauten “Kosmos”. Die ästhetische Ordnung, die diese
wunderbaren Dinge zu ganzer Wirkung aufreihte, erschien gerade vor
diesem Stoff zugleich als die erfolgreichste Verbündete der
Philosophie auf einem ganz unbetretenen Wege. An dieser Stelle ist das
Buch “Werden und Vergehen” entstanden, das dem Namen Carus Sterne
Weltruf gegeben hat. Ernst Ludwig Eduard Krause war ein Son der Mark, in Zielenzig in der Neumark am 22. November 1839 geboren. Über seinen Entwickelungsgang liegen mir einige Notizen von seiner Hand vor, die jedenfalls die charakteristischsten Linien geben. Bei seiner “ursprunglich geringen Anlage und Neigung für alte Sprachen” bezeichnet er es als günstiges Schicksal, “nicht einem Gymnasium, sondern einer Realschule (in Meseritz)” zu seiner Ausbildung übergeben worden zu sein. Eine ausgesprochene Liebe für klassische Studien und weitgehende Belesenheit in der antiken Literatur, die er sich also autodidaktisch erworben hatte, ist gleichwohl später so sehr ein charakteristischer Zug in seinem Bilde gewesen, dass ich selbst ihn lange und bis zu einer mündlichen Aufklärung geradezu für einen erst später zur Naturwissenschaft abgeschwenkten klassischen Theologen gehalten habe. Die Realschule zu Meseritz, von dem bekannten Entomologen Professor Hermann Löw geleitet, besass aussergewöhnlich reich naturwissenschaftliche Lehrstunden und Lehrmittel bei trefflichsten Lehrkräften. Den Natursinn des Knabe weckten früh die schönen fossilen Bernsteininsekten in des Direktors Sammlung, sowie “Exkursionen mit dem Oberlehrer Rade, der den an silurischen Versteinerungen überaus reichen “Schanzenberg” beinahe bergmännisch in Stollen ausbeutete” und “dem wissbegierigen Schüler das Interesse für die Geschichte des Erdballs und seiner vorzeitlichen Bewohner früh einimpfte.” Bescheidene häusliche Verhältnisse führten, als es zu einer Berufswahl kam, zunächst zu einem Kompromiss mit dieser erwachenden Neigung: Krause schlug die Apothekerlaufbahn ein. Das Schicksal hat ihn später von dieser wenigsten nicht ganz so weit verschlagen, wie seinen Landsmann Theodor Fontane, mit dem er in ausgesprochener Weise Zeit seines Lebens einen Zug gemein hatte: die Abneigung gegen Feierlichkeit, Pose und Zurschaustellung der eigenen Person. |
Carus Sterne possessed in the very depths of his being, that fortunate
nature of a true teacher of people. His original gift was undoubtedly a
thoroughly aesthetic nature. Fate and a train of events led him to the
natural sciences. He would have felt unhappy in it and it would have
probably only been a brief stopping off point, had not the blossoming
of evolution shown him a way out, that is, an opportunity to put
his aesthetic sense and flexible gift of explanation in the
service of teaching people the results of the great new Darwinism. It
promised nothing less than a new "creation story", the actually
provable historical narrative of the generation of the entire visible
world, as by an angel watching the historical "Cosmos". The aesthetic
order in which these wonderful things lined up to full effect,
appearing just before the substance as companions to the most
successful philosophy advancing in completely untrodden paths. At
this point, the book "Werden und Vergehen" [Emergence and Decay] arose,
which gave the name Carus Sterne a worldwide reputation. Ernst Ludwig Eduard Krause was born a Son of Mark, in Zielenzig in Neumark on 22 November 1839. About his early education I have had some notes from his own hand, with his characteristic expression. With his "limited interest and passion for ancient languages," he calls it good fortune that he was handed over for training "not to an academic (gymnasium), but to a general (Realschule) high school (in Meseritz)." A very real love for classical studies and extensive reading in ancient literature, which he acquired by self-teaching, has been so much a part of him, that I attribute it to a long oral enlightenment first in classical theology, which he later applied to science. The secondary school at Meseritz, led by the famous entomologist Professor Hermann Loew, possessed exceptionally rich scientific lessons and teaching materials with the most excellent teachers. The boy’s natural wonderment awoke early with the beautiful fossil amber insects in the Director’s collection, as did "field trips with the senior teacher Rade, who expounded on Silurian fossils during exceedingly productive ‘fieldwork’ in nearby mine tunnels” and “the inquisitive student interest was early inoculated with the history of the globe and its prehistoric inhabitants." When it came to a career choice, his modest domestic situation led next to a compromise with this awakening inclination: Krause pursued a pharmacist's career. Fate led him later, by this devious way not quite as far as his compatriot Theodor Fontane, which he shared in a marked degree of his life a common trait: the dislike of ceremony, posturing, and self-display. |
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Jedenfalls
benutzte er seine Lehrjahre zu einem sehr gründlichen
Universitätsstudium in Berlin. Otto Berg und vor allem Alexander
Braun, der Unvergessliche, führten ihn dort in die Botanik ein und
zogen ihn auch in näheren persönlichen Verkehr; Brauns
Wohlwollen blieb ihm auch später treu. In der Mineralogie leiteten
ihn Mitscherlich und Gustav Rose. Auch nach Ablegung seines
Staatsexamens besuchte er noch zahlreiche Vorlesungen und hatte
“für sehr viele Dinge mehr Interesse als für sein Fach”. Der
Polyhistorzug, der ihm treu geblieben ist, hat sich offenbar damals
schon bei ihm augelegt, unterstützt durch die entstehende
Grossstadt, in der sich alles näher berührt als in kleinen
Universitäten. “Bei der geringen Aussicht”, lasse ich ihn selbst
wieder weiter erzählen, “welche die Apothekerlaufbahn mit ihren in
unserer Zeit unentschuldbaren Privilegien und Konzessionen dem
unbemittelten Jünger damals bot, der in absehbaren Zeit auf keine
‘Konzession’ rechnen durfte,” warf er sich “mit so vielen seiner
Kollegen dem nicht viel aussichtsvolleren Berufe des
naturwissenschaftlichen Schriftstellers in die Arme.” Er “hatte
früh Blut geleckt,” denn schon während seines im
Cüstriner Garnisonlazarett abgedienten Militärjahres hatte er
“neben zahlreichen Arbeiten für Zeitschriften ein paar Bücher
geschrieben, von dennen die “Naturgeschichte der Gespenster (Weimar,
1863) günstig genug aufgenommen wurde.” Die freie Schriftstellerei
war auf populär-naturwissenschaftlichem Gebiet damals
tatsächlich so wenig aussichtslos wie heute, sobald einer nur
etwas darin konnte. Wachsender Nachfrage stand das geringste Angebot
gegenüber. Was die meisten Fachgelehrten in Blättern
schrieben, verstand der schlichte Verstand noch ein Teil weniger als
heute. Die Brücke zu der Bildungshöhe des literarischen
Publikums, die ist an sich gar nicht gering bei uns, aber fast
ausschliesslich auf humanistische Bildung, Geschichte, Antike,
Ästhetik gestellt fehlte überall. Männer wie Karl Vogt
oder der unverwüstlich tätige Rossmässler bildeten
seltene, aber allgemein hoch geschätzte Ausnahmen. Der Altmeister
des “Kosmos”, Alexander von Humboldt, war tot, gerade er war bei aller
Grösse doch auch der bildungshungrigen Durchschnittsmasse zu
schwer gewesen. Nicht leicht konnte ein Moment günstiger sein
für einen, der die literarische Form für
naturwissenschaftliche Resultate als Ei des Kolumbus fand. Als Blatt,
in dem sich ein freies Wort auch zur naturwissenschaftlichen
Weltanschauung sagen liess, bot sich in erster Linie ihm die
“Gartenlaube”, später, als deren Rolle als Geistesführerin
zurückging, die “Vossische Zeitung” die “Gegenwart” und die
“Tägliche Rundschau”. Eines der ersten Resultate der beginnenden
Schriftstellerei war für den Autor selbst sein nom de guerre
“Carus Sterne”. Vorsorgliche Redakteure warnten vor dem allzu banalen
“Krause” und so wurde aus den wahren Buchstaben des Namens das seltsame
Anagramm “Carus Sterne” herausgeflügelt, “nicht eben
glücklich”, wie sein Besitzer später meinte; aber es ist nun
einmal sein “echter” Name vor der Welt geblieben. |
In any
event, he used his preparatory years to get a very thorough university
education in Berlin. He studied under Otto Berg, and especially
Alexander Brown in botany and began a close personal relationship;
Brauns goodwill remained true to him in later years. In mineralogy,
Mitscherlich and Gustav Rose guided him. Even after completion of his
thesis, he attended numerous lectures and had "very many things more
interesting than his specialty." His interests in classical studies
remained faithful to him, and captured attention, despite the
prejudices of a major city that exceed those of small universities. "In
the slim chance," in his own words, "that the pharmacist’s career
provided its impecunious disciples with slight privileges and
concessions, who could expect any such ‘concession’ in the not much
more promising profession of science writer?" He "infused some early
blood," because during his time in Cüstriner military hospital
ready to serve his year in the military he had "written in addition to
numerous works for magazines, a few books. Of these, the ‘Natural
History of Ghosts’ (Weimar, 1863) was favorably received enough."
Freelance science writing was popular at that time, not so pointless as
today, as long as one knew something about the subject. Growing demand
was offset by the lowest offer. What the most professional scholars
wrote on pages, the populace understood somewhat less than today. The
span between the scholars and the general literary public is not small
for us today, but it is founded almost exclusively on education in the
humanities, history, and antiquities; science is missing on the whole.
Men such as Karl Vogt or the irrepressible Rossmaessler were rare but
generally esteemed exceptions. The doyen of the "cosmos," Alexander von
Humboldt, was dead, he had exact understanding in all areas of
knowledge, that were too weighty for the average educationally-deprived
masses. But this was not a barrier for one who could express scientific
results in strikingly simple (=Ei des Kolumbus) ways. As a Journal in
which remarks about the scientific world view could be said, he was
first offered the "Gazebo", and later as it declined in its role as a
spiritual leader, the "Vossische Zeitung" the "Gegenwart" and the
"Daily Observations". One of the first results of the early writing was
his choice of "Carus Sterne" for the author, as his own nom de guerre.
Precautionary editors warned against the all too banal "Krause" and so
was the strange anagram "Carus Sterne" born out of the true characters
of the name, "not happy", as its owner said later, but it happens that
his "real" name remained before the world. |
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Von England war mit Beginn der sechziger Jahre die neue Lehre Darwins
auch nach Deutschland herübergekommen. Anfangs mit Hohn und Spott
von allen offiziellen Lehrstätten verfolgt, gewann sie doch
überraschend schnell in jungen Köpfen Anhänger. So in
Jena bei Gegenbaur, zu dem sich bald Haeckel fand, und so auch in dem
jungen Krause. “Mit Begeisterung hatte er sich der neuen Lehre bereits
seit ihren ersten Anfängen angeschlossen.” Zunächst suchte er
sie in die wissenschaftliche Botanik einzuführen. Er schrieb eine
“Botanische Systematik in ihrem Verhältnis zur Morphologie.”
(Weimar 1866), in der er “mit grosser Keckheit, zu der Alexander Braun
bedenklich das weisse Haupt schüttelte”, die Entwickelungs idee
auf das Pflanzenreich übertrug. Es war das gleiche Jahr, in
dem Haeckel durch seine klassische “Generell Morphologie” das gesamte
biologische System nach ähnlicher Richtung reformierte. Die
Universität Rostock nahm Krauses kühnes Schriftchen als
Doktordissertation an. Den Abschluss dieses ersten Jahrzehnts
Darwinismus bildete für den Autor ein “Rückfall in die
Apothekerei”: er zog als Stabsapotheker mit in den Krieg von 1870/71.
In späteren Jahren erzählte er noch in seiner schlichten,
immer etwas berlinerisch skeptischen Art gern von den Erlebnissen bei
Weissenburg, Wörth, Sedan, den Tagen von Paris und der Kommune. Er
hatte all diesen Ereignissen beim Generalstabe des XI. Armeekorps in
nächsten Nähe beigewohnt und brachte die Zivilklasse des
eisernen Kreuzes heim, -- seiner Person nach alles eher als ein
kriegerisch veranlagter Geist. Und doch harrte seiner daheim gar bald
jetzt der grösste Geisteskampf seines Lebens, in dem er “mehr
Feinde erlegen konnte als in Frankreich”. Seine “Kampfartikel gegen
Ultramontane, rückschrittliche Naturforscher, Philosophen und
andere Gegner der neuen Weltanschauung, die in langer Reihe in der
Vossischen Zeitung und Gartenlaube erschienen”, hatten ihn bald
in freundschaftlichen Verkehr mit Ernst Haeckel gebracht. Haeckel hatte
inzwischen durch seine “Natürliche Schöpfungsgeschichte” den
äusserst glücklichen, obwohl von den Fachgenossen aufs
Höchsten ihm verübelten Versucht gemacht, den Darwinismus vor
das Forum breitester Öffentlichkeit zu bringen. Der Erfolg des
kleinen, aber staubaufwirbelnden Bandes lenkte die Aufmerksamkeit des
Leiters des “Vereins für deutsche Literatur” auf einen verwandten
Stoff, und er forderte Krause auf, ihm eine ähnliche, vielleicht
noch etwas volkstümlichere und im Standpunkt etwas weniger
rigorose “Schöpfungsgeschichte” vom darwinistischen Boden aus zu
schreiben. So entstand “Werden und Vergehen”, in der ersten Ausgabe
ebenfalls nur ein schmales Bändchen der bescheidensten
Ausstattung. Immerhin forderte der Stoff einige Holzschnitte und
das veranlasste, dass es schliesslich doch nicht in jenen
Vereinspublikationen, sondern unabhängig im Verlage der
Gebrüder Borntraeger, dem gleichen, der es heute nach allen
Wandlungen noch besitzt erschien. Ein Meisterwerk knapper und doch
klarer Darstellung, voll origineller Ideen und für unzählige
Leser auch in den schon übernommenen mit dem ganzen packenden Reiz
der Neuheit, schlug das Büchlein durch, wie wenige seiner Zeit. |
The
new theory of Darwin came to Germany from England at the start of the
sixties. It first was greeted with scorn and derision from all the
official educational establishments, but it won young minds with
surprising speed: Gegenbaur in Jena which soon also found Haeckel
there, and also the young Krause. "With enthusiasm, he had already
joined the new doctrine from its earliest days." First, he sought to
introduce scientific botany. He wrote a "Botanical nomenclature in its
relation to morphology." (Weimar 1866), in which he carried over "with
great boldness, Alexander Brown shaking his white head," the idea of
evolution transferred to the plant kingdom. It was the same year in
which Haeckel with his classic "General morphology," recast the whole
biological system in a similar direction. The University of Rostock
took Krause’s bold pamphlet as a doctoral dissertation. That first
decade of Darwinism then ended for the author in a "relapse into the
apothecary": he served as a staff pharmacist in the war of 1870-71. In
later years he related in his simple yet always somewhat skeptical
Berlinish skepticism, his experience at Weissenburg, Wörth, Sedan,
in the days of Paris and the Commune. He had all these adventures while
attending at the General Staff of the XI Army Corps, and which brought
him the civil class of the Iron Cross - his person gifted by anything
but a warlike spirit. And yet there now very soon awaited him at home
the biggest fight of his intellectual life in which he "could kill more
enemies than in France." His "fight against Article Ultramontane,
retrograde naturalists, philosophers and other opponents of the new
belief, which appeared in a long series in the Voss ‘Zeitung und
Gartenlaube’ " had him soon brought into friendly relations with Ernst
Haeckel. Haeckel had been pleased with his "Natural History of
Creation", even though his colleagues resented to the highest level his
attempts to bring Darwinism to the widest possible public. The success
of the small but rabble-rousing band drew the attention of the head of
the “Association of German Literature” on a related matter, and he
asked Krause to write down a similar, maybe a little more popular
“Creation Story” based on Darwinism, but from a little less rigorous
standpoint. The result was " Werden und Vergehen" at first only a thin
and modest achievement. Some of the original materials called wood cuts
survived -- not just the prints –- in the possession of the Brothers
Borntraeger publishers, who are also the present publisher after all
the changes have been made. It is a masterpiece of concise yet clear
presentation, full of original ideas and to countless readers already
caught up with the exciting charm of novelty, it is striking how few
the book affected in its time. |
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xii |
Reife
Männer erinnern sich heute gern, wie sie es als Studenten
gemeinsam gelesen, verschlungen, als eine wahre Offenbarung bewundert
haben. In der weiten Menge der Gebildeten wirkte es ganz besonders
durch die gemütvolle und versöhnliche Art, wie es die
heikleren Probleme der neuen Entwickelungslehre, vor allem die Stellung
des Menschen in der Natur, behandelte. Gleichwohl wurde es einige Jahre
nach Erscheinen der ersten Ausgabe Gegenstand gerade des heftigsten
Angriffs, den der Darwinismus an entscheidendster öffentlicher
Stelle in Deutschland bis dahin erfahren hatte. Es gab den
äusserlichen Vorwand her zu einem grimmen Vorstoss der Gegner
gegen den aufgeklärten Kultusminister Falk im preussischen
Abgeordnetenhause. Es hat im Lichte der späteren Ereignisse heute
eine gewisse drastische Wirkung, wenn man sich erinnert, dass es der
Freiherr von Hammerstein war, der am 15. Januar dort diese Fehde
eröffnete. “Er brachte”, erzählt Krause selbst, “als einen
Beweis, wie tief unter Falks Leitung die religiöse und sittliche
Haltung der Schulen gesunken sei, die grause Mär vor, dass
der Oberlehrer Hermann Müller in Lippstadt – der berühmte
Erforscher der Wechselbeziehungen zwischen Blumen und Insekten – vor
mehreren Jahren das damals neu aufgelegte Buch lobend in einer
Unterrichtsstunde (der kombinierten Sekunda und Prima des dortigen
Realgymnasiums) erwähnt habe und daraus “Lästerungen der
Dreieinigkeit, Bezeichnungen des Christentums als Fetischismus,” ja
sogar die Parodie eines Biblewortes (“Im Anfang war der Kohlenstoff”)
hätte vorlesen lassen. Die Unwahrheit der Hammersteinschen Anklage
wäre leicht zu erweisen gewesen, denn da das Buch sich von allen
solchen Angriffen fern hält, so konnten sie auch nicht daraus
vorgelesen sein. Gleichwohl wurde in einer zweiten Sitzung am 17.
Januar mit der grössten Erbitterung weiter gegen diese
Windmühlen gekämpft, bis endlich am dritten Tage das Buch zur
Stelle geschafft war und die inkriminierte, damals wirklich zur
Vorlesung gelangte Stelle mitgeteilt werden konnte. Sie ergab sich
hierbei als eine jeder Verletzung des religiösen Gefühls
fernliegende, ruhige wissenschaftliche Beleuchtung des bekannten Passus
im Eingange von Goethes Faust, (vgl. in dieser 6. Auflage S. 143), und
ein berühmter, wortgewandter nationalliberaler Führer wies
darauf hin, dass dem Buche eine ganz ähnliche Haltung
nachzurühmen sei, wie sie der Ober-Konsistorialrat Herder schon im
vorigen (18.) Jahrhundert in seinen “Ideen zur Philosophie der
Geschichte der Menschheit” gegeben habe. So endigte denn der
dreitägige Kampf gegen Hermann Müller (oder vielmehr gegen
den Kultusminister) mit einer grossen Niederlage für Windhorst und
seine Genossen. Sie mussten hören, dass Müller den Ruf eines
ausgezeichneten Schulmannes behielt, wie er denn auch bald darauf zum
Professor ernannt wurde.” Krauses Buch aber verdankte dem Zwischenfall an so allseitig sichtbarer Stelle einen neuen Aufschwung seiner Popularität. In den Kreisen der Entwickelungsanhänger galt seine Person hinfort als die eines Vorkämpfers. |
Mature
men like to remember today how they read it together as students and
admired it as a true revelation. In the vast quantity of educated
people it worked especially in a soulful and conciliatory manner the
way in which it dealt with the delicate problems of the new evolution,
especially the position of man in nature. However, it was a few years
after the first edition appeared that Darwinism experienced the most
violent attack up to that time at the most critical public office in
Germany. There was an external pretext of the opposition to make a
fierce attack against the enlightened Minister of Culture Falk in the
Prussian House of Deputies. It was, in the light of subsequent events
today a drastic action when one remembers that it was the Baron von
Hammerstein, who started this feud there on the 15th of January. "He
brought," Krause himself recalled, "before the House as evidence of how
low under Falk's leadership, the religious and moral attitude of the
schools had sunk,the cruel myth that the head teacher, Hermann
Müller in Lippstadt – the famous investigator of the
relationships between flowers and insects – had mentioned several years
ago in a newly launched book a lesson (the combined Second and
First Class of the local high school) in which he had them read
"blasphemy of the Trinity, an account of Christianity as fetishism,"
and even a parody of a Biblical text ("In the beginning - was the
carbon"). The falsehood of Hammerstein's indictment could have been
easily demonstrated, because as the book is far beyond all such
attacks, the students could not even read it. Nevertheless, in a second
meeting on 17 January with the greatest bitterness they continued to
fight against the windmills, until finally on the third day the book
was accepted on the spot, and the incrimination dismissed; from that
time it could be used for course work. They showed this was far from a
breach of any religious feeling, in the quiet light of the well-known
scientific passage at the opening of Goethe's Faust (see, in this 6th
edition, p. 143), and a famous, eloquent National Liberal leader
pointed out that the book adhered to a very similar attitude, as the
Over-Consistorial Minister Herder, already in the last (18th) century
in his "Reflections on the Philosophy of the history of mankind" has
related. So then ended the three-day battle against Hermann Müller
(or rather against the Minister of Education) with a big defeat for
Windhorst and his comrades. They were obliged to hear that Müller
retained the reputation of a distinguished educator, as he was
appointed soon thereafter as the top professor. " Krause's book, however, owed to this incident in such a prominent place a revival of his popularity on all sides. In evolutionary circles he was henceforth a champion. |
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xiii |
Inzwischen
hatte es die Gunst der Stunde gefügt, dass er auch äusserlich
auf einem Posten getreten war, der recht eigentlich als fast oberster
Vorkämpferposten für Jahre in Deutschland gelten sollte. 1877
war er als Leiter an die Spitze einer vornehmen Monatsschrift
berufen worden, die under dem Namen “Kosmos” ein Sammelpunkt
aller darwinistischen Bestrebungen in gemeinverständlicher Form
und zugleich die erste deutsche Zeitschrift grossen Stils für
allgemeine Naturforschung sein sollte. Vorzüglich inszeniert, mit
einem Stabe erster Kräfte als Mitarbeitern sofort glänzend
gestützt, hat der “Kosmos” in seinen elf ersten, von Krause
ausgezeichnet redigierten Bänden ein noch heute wissenschaftlich
unentbehrliches, in der Geschichte deutschen Zeitschriftenwesens
einzigartiges Monumentalwerk geliefert. Als Krause, erdrückt von
der Last einer Redaktionsarbeit unter besonders schwierigen
Verhältnissen, zurücktrat, ging das Ganze unaufhaltsam
schnell herunter und bald ganz ein, ein Zeugnis für seine tragende
persönliche Kraft. Neben vielen Sorgen brachten die Kosmos-Jahre
ihm doch auch reichlichen geistigen Gewinn. Er selbst stand auf der
Höhe seiner Kraft. Jetzt erst begann er auch in biologischen
Fachkreisen das verdiente Ansehen zu gewinnen. Das Band mit Haeckel
festigte sich. Dazu traten wachsende gute Beziehungen zu Fritz und
Hermann Müller, Preyer, Hellwald und viele andern, die ihn
sehr beglückt und über die Redaktionszeit fortgedauert haben.
Am wertvollsten aber gestaltete sich seine Berührung mit dem
grossen Altmeister Charles Darwin selbst. Darwin hatte die Erlaubnis
gegeben, dass die Zeitschrift ihn neben Haeckel als Mitherausgeber
nennen durfte. Es blieb aber dem Redakteur gegenüber nicht
bei dieser Äusserlichkeit. Krause hatte eine feinsinnige, mit dem
ganzen Rüstzeug seiner staunenswert vielseitigen Belesenheit
ausgestatte Studie über den genialen Grossvater Charles
Darwins, den Naturphilosophen und Dichter Erasmus Darwin, geschrieben.
Diese Schrift, die ihn sehr interessierte, liess Charles Darwin selbst
ins Englische übersetzen und erhöhte ihren Wert noch
beträchtlich durch eine in der ersten englischen Ausgabe (London
1879) nicht weniger als 127 Druckseiten umfassende “Preliminary Notice”
über Erasmus Darwin – ein Beweis, wie Krause gern hervorhob, ganz
besonderen Zutrauens, da dieses in England mehrfact aufgelegte,
auch ins Deutsche zurückübersetzte Buch (Leipzig 1880) das
einzige geblieben ist, das Darwin mit einem anderen Autor zusammen
veröffentlicht hat. Nach Darwins Scheiden hat dann Krause noch ein
inhaltsreiches eigenes Büchlein über “Darwin und sein
Verhältnis zu Deutschland” (Leipzig 1885), sowie eine
pietätvolle deutsche Ausgabe von Darwins “Gesammelten kleineren
Schriften”, von denen keine englische Ausgabe existierte, (Leipzig
1880) herausgegeben. In rascher Folge kamen jetzt volkstümliche Werke aus Krauses bienenhaft fliessiger Feder heraus: -- ich nenne nur: “Die Krone der Schöpfung” (1884), “Plaudereien aus dem Paradeise” (1886), “Die allgemeine Weltanschauung in ihrer historischen Entwickelung” (1889), “Natur und Kunst” (1891), letzteres leiden nur eine Abschlagszahlung auf ein umfassendes Werk über diesen Gegenstand, das er Jahre lang vorbereitete, das er aber schliesslich doch nicht geschrieben hat. |
Meanwhile
the favor of the hour conspired to put him into a position which he
held for years, and that should fairly be considered as one of the most
prominent in Germany. In 1877 he was appointed as editor of a
distinguished monthly journal, called "Cosmos" a collection point for
all efforts to express Darwinism in common comprehensible form and the
first major German magazine styled for general scientific research.
Excellently presented, with a top-level staff collaborating to produce
a sparkling product, the “Kosmos” had eleven volumes, with Krause as
the head editor. It was a unique monumental work in the history of
German journal publication, even more scientifically indispensible
today. When Krause, crushed by the burden of editorial work under
particularly difficult conditions, stepped back, the whole thing
quickly fell apart, a testimony to his essential personal role. In
addition to many concerns, the Kosmos-Jahre brought him abundant
spiritual benefit. He was at the height of his power. Now he first
began to enjoy a deserved reputation among biological experts. A link
was formed with Haeckel. In addition, good relations developed with
Fritz and Hermann Müller, Preyer, Hellwald, and many others, who
were very pleased with his work, which continued beyond his
writing years. Of greatest value, however, was his contact with the
great old master Charles Darwin himself. Darwin had given permission
for the magazine to call him along with Haeckel, as co-editors. But the
editorial work remained with Krauss himself, not with these nominal
editors. Krause had written a sensitive study of the genial grandfather
of Charles Darwin, the natural philosopher and poet Erasmus Darwin,
with the whole panoply of his amazingly versatile erudition. This
work, which interested him very much, he allowed Charles Darwin himself
to translate into English for the first English edition (London 1879),
and increased its value significantly with no less than a 127 page
"Preliminary Notice" on Erasmus Darwin – a demonstration, as Krause
liked to point out, of a very special confidence, that this book
launched in England was translated back into German (Leipzig, 1880) and
remains the only one that Darwin had published together with another
author. After Darwin's death [1882, dcb] Krause released another
contents-rich book of his own about “Darwin and his relationship to
Germany” (Leipzig, 1885), and a memorial German edition of Darwin's
"Collected minor works" of which there was no English edition, (London
1880) In rapid succession, popular works sprang from Krause's pen: - I name only: "The Crown of Creation" (1884), "Chatter out of Paradise" (1886), "The Worldview of Historical Evolution" (1889), "Nature and Art" (1891), the last only being a down payment to a comprehensive work on this subject, which he worked on for years, but did not complete. |
|
xiv |
Alle
seines liebenswürdigen Geistes und breiten Wissens voll, reicht
doch keines dieser Werke an “Werden und Vergehen” heran. Er selbst sah
denn auch in der Folge sein eigentliches Berufsgebiet auf einem ganz
neuen Felde, wo er keineswegs gesonnen war, bloss as Volkslehrer zu
wirken, sondern als Forscher im strengen Sinne angesehen werden wollte
und konnte. 1877 war es ihm nach seiner Ansicht gelungen, “ein
Rätsel, welches die Phliologen Jahrzehntelang gequält hatte,
nämlich die aus dem Fehlen der scharfen Bezeichnungen für die
blaue und grüne Farbe in allen alten Kultursprachen von Ludwig
Geiger, Gladstone, Magnus und vielen andern gefolgerte “Blaublindheit”
des Homer und aller alter Völker als erster als einem Mangel der
Sprache und nicht der Sinnesentwickelung nachzuweisen”. Durch ein
Grenzgebiet, wo sich Naturforschung und Archäologie
berührten, so allgemeiner auf “antiquarische” Studien
gedrängt, schienen sich ihm plötzlich neue und umfassende
Einblicke zu ergeben für die Sagenforschung, die indogermanische
Rassenforschung und eine weite Linie angrenzender Stoffe. In drei
Bänden “Tuiskoland” 1891 “Die Trojaburgen Norddeutschlands” 1893
und “Die nordische Herkunft der Trojasage” 1893, suchte er in einer
eigentümlichen Mischung gemeinverständlicher und streng
wissenschaftlicher Darstellung nachzuweisen, dass “Die Mythenkreise der
indogermanischen Stämme und namentlich die Sage vom Trojanischen
Kriege aus dem europäischen Norden stammen”. Auf das verwickelte
Gewebe zweifellos höchst geistvoller Theorien in diesen Werken
kann an dieser Stelle weder inhaltlich, noch sachkritisch eingegangen
werden, es genüge der Hinweis, das auch sie auf ihrem Felde viel
Staub aufgewirbelt haben und noch fortgesetzten Debatten unterliegen.
Rein wissenschaftlich enthalten sie jedenfalls Krauses solideste und
nachhaltigste Leistung. Inmitten einer zum Teil äusserst
oberflächlichen und ungerechten Polemik seitens gewisser
Philologenkreise, die dem schwierigen Pionierweg Krauses bloss starre
Dogmen hergebrachter Tradition entgegenzustellen wussten und ihn damit
abgetan glaubten, hat er selbst bis zu seinem Tode seine
Grundhypothesen vollkommen aufrecht erhalten, überzeugt, dass man
auf sie zurückkommen werde. Andererseits trugen allerdings diese
Fehden, die oft einem gehässigen Ton gegen sein stets vornehmes
und lauteres Streben anschlugen, zu einer gewissen Verbitterung bei,
die, durch mancherlei engere Lebensschicksale wohl auch sonst
beeinflusst, in seinen letzten Jahren bei ihm zunahm. Ein Mann des
Friedens, der im eigenen Widerspruch stets massvoll bliebt, ertrug er
ausgesprochene Ungerechtigkeit schwerer als andere, und da es ihm an
gleicher Waffe fehlte, reagierte er mit resignierter und
melancholischer Stimmung, die einen Schleier über sein
ursprünglich so frisches Gemüt warf. Von der Stimmung aber
war gerade bei ihm wieder die Productionskraft in auffälligem
Masse abhängig. Reiche Pläne sind nicht mehr zur
Ausführung gelangt, in den letzten Jahren zeigten sich Spuren
einer fühlbaren Ermattung. Immerhin riss ihn der Tod aus einem
geistig immer noch rastlosen Leben. |
All of
these works convey his amiable spirit and broad knowledge fully enough,
but none of them approach “Werden und Vergehen”. He seldom saw himself,
even in these events as a real professional in an entirely new field,
where he was not merely acting as teacher of the people, but as an able
researcher in the full sense. In 1877, he thought he had uncovered an
insight, "a mystery that had plagued the philologists for decades, that
can be inferred from the absence of sharp terms for the blue and green
color in all the ancient languages of culture which Ludwig Geiger,
Gladstone, Magnus and many others – the " blue-blindness "of Homer and
all the ancient peoples – attributed primarily to a defect of language
and not to evolution of the senses." Through a border area, where
natural science and archeology meet, reaching so generally to
"antiquarian" studies, it suddenly seemed to him to give new and
comprehensive insight into the research of legends, the Indo-European
race, and a broad line of related subjects. In three volumes:
"Tuiskoland" 1891 "The Troy Towns in northern Germany" 1893 and "The
Northern Origin of the Troy legend" 1893, he sought to prove with
a peculiar mix of popular perception and formal science to prove that
"The myths of the Indo-European tribes, including the legend of the
Trojan war originate from the north of Europe. Undoubtedly, highly
ingenious theories can be woven on this intricate fabric, but as yet
nothing of substance can be done properly; it is sufficient to note
that these works have also stirred up much dust in their field and are
still subject to ongoing debate. From a purely academic point of view,
they perhaps contain Krause’s most solid and sustained performance.
Using a somewhat very superficial and unfair polemic on the part
of certain philological circles, they attacked and dismissed the
difficult pioneering paths of Krause merely with rigid dogma and
traditional views; he himself, up to his death, fully adhered to his
basic assumptions, confident that the philogists would return to them.
On the other hand, however, these feuds endured, and often struck a
spiteful tone towards his always elegant and sincere efforts, that
perhaps because of other circumstances in his last years, grew into a
certain bitterness. A man of peace, who always remained moderate when
opposed, he bore outspoken injustices more heavily than others, and
because he lacked the same weapon, he reacted with resignation and a
melancholy mood, which cast a veil over his once fresh mind. But the
drive to be productive depended in a striking way on that mood. Rich
plans were no longer pursued and in recent years, he showed indications
of a palpable weariness. But in the end, death tore him from a still
restless spirit. |
|
xv |
Ein stilles Gelehrtendasein echt deutscher Art war dieses Leben im ganzen. Er stellte keine Forderungen an äusserliche Dinge. Er, der so viele Jahre in Berlin lebte, dessen Namen man so oft in den Blättern fand, war im literarischen Leben wie im Gesellschaftsleben der Hauptstadt eine unbekannte Persönlichkeit, die man irgendwo, weit draussen oft, suchte. Selten hat ein Pseudonym seinen wirklichen Träger so lückenlos gedeckt und verdeckt. Mir schwebt er am liebsten von Ausflügen im märkischen Kiefernwalde vor. In ganz engem, vertrautestem Kreise öffnete sich sein verschlossener Blick. Auf seiner schlichten Statur trat dann der schöne Denkerkopf mit den Geisteslinien hervor. Sein eigentliches Reich aber war sein Arbeitszimmer, seine grosse Bibliothek, in der er, auch persönlich mit den älteren Zügen des Polyhistors, schaltete. Durch das äussere Leben schritt er als einfacher Mann aus dem Volke; in seinem Heiligtum hinter seinen Büchern sass er als ein König. Mancherlei privates Leid ging durch sein Leben. Das hat er als ein Mann getragen. Nach Krauses jähem Tode (ein Herzschlag raffte ihn hin) entstand Sorge, was mit seinem wertvollsten Erbe, dem Buche “Werden und Vergehen”, werden sollte. Wie ein Nachlass wurde es mir übergeben, es war besonders der Wunsch des Mannes dem es gewidmet ist, Ernst Haeckels, dass ich es fernerhin herausgeben möchte. Diese Herausgabe wurde aber sogleich akut, da die letzte, 1900 von Krause besorgte Doppel-Auflage (die vierte und fünfte) grade im Moment seines Todes vergriffen war. Irgend welche Vorarbeiten von seiner Hand fanden sich nicht vor, ebenso wenig wie irgend welche Quellnachweise über das Material der vorhandenen Auflagen, das sich bei Krauses aussergewöhnlicher Litteratur- und besonders Zeitschriftenkenntnis über die entlegensten Gebiete und Quellgründe sehr verschiedener Art ausdehnte. In Anbetracht der kurzen Zeit, die seit der letzten Bearbeitung verflossen war und andererseits der grossen Eile, die es mit dem Neudruck hatte, wenn der volkstümliche Zweck nicht leiden sollte durch ein Fehlen grade dieses Werkes, konnte es ratsam scheinen, den Text wesentlich noch einmal ruhig so in die Welt gehen zu lassen, wie er war. Wenn das Buch vor drei Jahren noch nicht als veraltet empfunden wurde, so brauchte es das auch jetzt noch nicht zu sein. Die Forschung schreitet ja rasend schnell heute. Aber populäre Bücher haben ein ganz bestimmtes Recht eigenen Tempos. Zum Zweck ihrer Verallgemeinerungen und artistischen Ordnungen sind zeitweise gewisse Gewaltakte nötig: so und so viel an “Tatsachen” muss einmal eine Weile gelten, damit ein Gesamtgewebe zustande komme; wenn es in der Forschung oft kaum Tagesfristen des “Festen” gibt, so muss es in der volkstümlichen Ausarbeitung immer einmal eine Paarjahresfrist geben. |
His was as a whole a quiet scholarly life in the true Germanic nature. He made no claims on outward trappings. He, who lived so many years in Berlin, whose name was found so often in book pages, was in the literary circles, as in the social circles of the capital, an unknown sought by people far outside of these circles. Rarely has a pseudonym so completely disguised its actual possessor. In my mind’s eye I see him best on trips to the Brandenburg pine forest. In a very close, intimate group, he opened his closed eye. On his average body sat a handsome thinker’s head with intellectual lines. His real kingdom, however, was his study, his great library in which he, personally switched to the older lines of polyhistorian. In his outer life, he walked as a simple man of the people; in his sanctuary, he sat behind his books as a king. Many private troubles went through his life. He was as a worn-out man. After Krause's sudden death (his heart gave out) there was concern, about what should become of the book “Werden und Vergehen”, with its precious heritage. As I was given the estate administration, it was the special desire of the man whom it is dedicated, Ernst Haeckel, that I would prepare it for publication. This issue became acute, because the last two-volume editions arranged by Krause in 1900 (the fourth and fifth) were out of print at the time of his death. One could not find any preparatory work in his hand, nor was there any evidence on which source provided his material, which expanded with Krause's exceptional knowledge of the literature and especially of periodicals arising from the most remote specialties and various fields of study. Given the short time that had elapsed since the last revision and on the other hand the large rush to reprint, and lest the popular purpose should suffer, by a lack of quality in the work, it might seem advisable to allow most of the text go once more quietly into the world unaltered. If the book is still not perceived as outdated after three years, it need not be even now. Research advances so rapidly today. But popular books have their own very specific rules and pace. For the purposes of their generalizations and artistic orders from time to time certain acts of violence are necessary: and so many "facts" must be applied once in a while, to arrive at a collective fabric; if in research often facts scarcely reach the "rock-solid" level, so in popular exposition, there must, as a rule, always be a delay of a couple of years to check the solidity of the facts. |
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xvi |
Der
Schaden einzelner veralteter Daten ist ja viel geringer als dort, hier
trägt das Gesamtgewebe mit und auf ihm ruht die Hauptsache; oft
ist es auch dem schlichten Lerner geradezu gut, die Phasen der sich
erst entwickelnden Wahrheit selber etwas mit durchzumachen, ältere
Hypothesen etwa kennen zu lernen, ohne die die neuere nicht
möglich wäre; mag er die älteren eine ganze Weile als
“echt” mit sich herumtragen, -- Schaden kann das nicht tun; soll doch
ein solches volkstümliches Buch gar nicht so sehr “Tatsachen”
einpauken, als zum Denken anregen; mag der Lesen sich früh
einprägen, dass es nicht auf absolute Autorität
ankommt, dass das Material in einigen Jahren vielfältig wechselt
und dass man nicht auf den Buchstaben schwören soll. Grade heute
steht ein umfangreiches Werk über Entwicklungslehre mit Exkursen
in die strittigsten Gebiete der Biologie, Geologie und spekulativen
Astronomie am stärksten vor einem wachsenden Fluss und Wirbel der
Einzelheiten und der Meinungen. In nochmals einigen Jahren, wenn diese
Wellen sich wieder irgendwo etwas gestaut und beruhigt haben, mag eine
eigentliche und dann möglichst gründliche Umgestaltung des
ganzen Buchinhaltes statthaben auf eine Form hin, die wiederum dann
eine Weile als Station für den Lehrzweck stehen bleiben mag. Wenn ich gleichwohl in der äusserst kurzen Zeitspanne, die mir dazu nur gegeben war, eine ziemliche Anzahl Änderungen am Text schon jetzt vorgenommen habe, so leitete mich dabei ein ganz bestimmter Gesichtspunkt. Es handelte sich eben nicht um ein wissenschaftliches, sondern um ein ausgesprochen populäres Werk. Nun ergab sich mir bei der genauen Durchsicht, dass grade dieser populäre Zweck vielfach eine ganz bestimmte Auffrischung nötig machte. Formale Fragen kamen da in erster Linie in Betracht. Die erste Auflage von “Werden und Vergehen” war räumlich, wie gesagt, ein kleines Bändchen. Äusserst flott geschrieben, wirkte sie gerade auf dem knappen Raum durch eine höchst geniale Komposition. Mit den drei späteren Auflagen (die fünfte ist nur Wortabdruck der vierten) wurde das Buch immer dicker, es schwoll zuletzt auf zwei Bände an. Die ungeheure Fülle des zufliessenden Materials wurde nun in diesen Auflagen von Krause ziemlich gewalttätig in den alten schönen Rahmen gepresst. Zumal in der vierten Auflage erlahmte bei ihm selbst in stark fühlbarem Masse die Übersicht. Widersprüche und Unklarheiten zogen sich durch den Text, die Komposition war vielfach verschüttet bis zur Unkenntlichkeit, die lose eingeklebten neuen Teile standen sprachlich nicht auf der Höhe des ursprünglichen Textes. Gerade diese Mängel drückten aber auf das Wichtigste: die Volkstümlichkeit. Ich hatte das Gefühl, dass aller stofflichen Neubearbeitung noch erst ein “Aufräumen” voraufgehen müsse, ein klares Wiederherstellen der Grundlinien der Komposition, eine überall nachfeilende formale Revision. Diese Arbeit glaube ich im wesentlichsten geleistet zu haben. Von selbst ergaben sich dabei natürlich doch auch eine beschränkte Reihe eng verknüpster Sachänderungen. |
The
risk of older data is much less than that; here the total fabric of
research contributes and rests on it; often, though, it is really good
for the beginning learner, to know the phases that evolutionary truth
itself went through, to be able to learn something about earlier
hypotheses, without which the more recent were not possible; he may
like to carry around with himself the older views for a while as
"real" – it can do no damage; indeed such a popular level book should
not be so much stuffed to provide "facts" as much as food for thought,
and the reader may be able to remember early on that it is not an
absolute authority on matters, that the material will change in a
few years and that one should not swear on the precise wording. Indeed
today there is an extensive work on evolutionary teaching with
excursions into the most controversial areas of biology, geology and
speculative Astronomy which grows directly from an ebb and flow of
details and opinions. In another few years, when these waves have again
somewhere formed a little and calmed, one may undertake a proper and
most thorough transformation of the entire book contents in a form that
in turn may then stand fixed for a while as a platform for teaching. Since I nevertheless, in the extremely short period of time that was given to me have made quite a number of changes to the text already, so I opened myself to a very specific point of view. It’s aim is not to form a scientific work, but a very popular work. So I made a careful pass through, and noted that it needed very specific updates to serve its popular audience. In the first place certain technical questions were considered. The first edition of “Werden und Vergehen” was in size, as I said, a small volume. Very quickly written, it seemed just in that limited space a most ingenious composition. With the three later editions (the fifth is only a reprint of the fourth), the book grew thicker, and swelled finally to two volumes. A huge amount of new material was forced by Krause pretty violently into the beautiful old frame. The fourth edition was especially hobbled with it even to a very perceptible degree in the overview. Contradictions and confusion ran through the text; the composition was often disorganized to the point of incomprehensibility; loosely connected parts were not integrated with the quality of the original text. These deficiencies affected, most significantly, its popularity. I had the feeling that all material revision must begin over again, with a recovery of the basic lines of the composition, to make a complete formal revision. This work, I believe to be the most important contribution possible. By this means it provided a natural way to also integrate a limited number of topical changes. |
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xvii |
In diesen ist es mir öfter darum zu tun gewesen, vor allem das, was Krause sagen wollte, wirklich klar herauszubringen, und so dem Buche wenigstens für seinen Standpunkt oder die Zeit, die es spieglen soll, zum deutlichen, allgemein verständlichen Worte zu verhelfen. Nur andeutend habe ich hier und da auch schon Linien und Verzahnungen angelegt, wo eine wirkliche rein sachliche Neubearbeitung wohl einmal einsetzen müsste. Privatmeinungen des Autors habe ich natürlich möglichst geschont, besonders alle allgemeineren Sätze durchweg erhalten; nur in den Fällen habe ich auch da zurechtgerückt, wo verschiedene einander ausschliessende Urteile, die Krause im Laufe der Zeiten gewonnen offenkundig im Buche durcheinanderliefen. Eine Ausnahme im Ganzen bildet das Kapitel “Das Kleid der Erde”: hier habe ich auch formal einstweilen so gut wie nichts geändert. Krause selbst legte auf diesen botanischen Abschnitt stets ganz besonderes Gewicht. Professor Pontonié, unser angesehenster Paläobotaniker, hatte die Freundlichkeit, für die speziell paläobotanischen Seiten einige Hinweise zu geben. Starke Privatmeinungen Krauses gerade auf diesem Gebiete, von ihm selbst als solche bezeichnet, sind aber des individuellen Charakters wegen einstweilen unberührt stehen geblieben. Auf den übrigen Seiten dieses Kapitels hat Professor Gilg in dankenswerter Weise eine Anzahl kleiner Namens- und Sachfehler verbessert; er hat auch die schöne Tafel “Rotalgen” beigesteuert. Für einige Hilfe bei Details in den zoologischen Teilen des Buches bin ich Dr. v. Buttel-Reepen und Dr. Benedikt Friedländer verpflichtet, in dem astronomischen Abschnitt für Bildermaterial Dr. Archenhold. Möchte man die grossen Schwierigkeiten, die in der Kürze der Zeit und der Weite des Stoffes lagen, mir zugute halten. Jedenfalls bin ich fest überzeugt, dass das Werk im Moment über den toten Punkt gerettet ist. Kaum zu erwähnen brauche ich wohl, dass meine eigenen Anschauungen sich nicht überall mit denen Krauses decken, darin ist es eben nach wie vor ausschliesslich sein Buch. Dass es aber nach wie vor reichen Segen verbreiten und am grossen Friedenswerke der geistigen Erweckung im Volke tatkräftig mitarbeiten kann, darüber besteht für mich keinerlei Zweifel. Friedrichshagen, im Sommer 1904. |
In diesen ist es mir öfter darum zu tun gewesen, vor allem das, was Krause sagen wollte, wirklich klar herauszubringen, und so dem Buche wenigstens für seinen Standpunkt oder die Zeit, die es spieglen soll, zum deutlichen, allgemein verständlichen Worte zu verhelfen. Nur andeutend habe ich hier und da auch schon Linien und Verzahnungen angelegt, wo eine wirkliche rein sachliche Neubearbeitung wohl einmal einsetzen müsste. Privatmeinungen des Autors habe ich natürlich möglichst geschont, besonders alle allgemeineren Sätze durchweg erhalten; nur in den Fällen habe ich auch da zurechtgerückt, wo verschiedene einander ausschliessende Urteile, die Krause im Laufe der Zeiten gewonnen offenkundig im Buche durcheinanderliefen. Eine Ausnahme im Ganzen bildet das Kapitel “Das Kleid der Erde”: hier habe ich auch formal einstweilen so gut wie nichts geändert. Krause selbst legte auf diesen botanischen Abschnitt stets ganz besonderes Gewicht. Professor Pontonié, unser angesehenster Paläobotaniker, hatte die Freundlichkeit, für die speziell paläobotanischen Seiten einige Hinweise zu geben. Starke Privatmeinungen Krauses gerade auf diesem Gebiete, von ihm selbst als solche bezeichnet, sind aber des individuellen Charakters wegen einstweilen unberührt stehen geblieben. Auf den übrigen Seiten dieses Kapitels hat Professor Gilg in dankenswerter Weise eine Anzahl kleiner Namens- und Sachfehler verbessert; er hat auch die schöne Tafel “Rotalgen” beigesteuert. Für einige Hilfe bei Details in den zoologischen Teilen des Buches bin ich Dr. v. Buttel-Reepen und Dr. Benedikt Friedländer verpflichtet, in dem astronomischen Abschnitt für Bildermaterial Dr. Archenhold. Möchte man die grossen Schwierigkeiten, die in der Kürze der Zeit und der Weite des Stoffes lagen, mir zugute halten. Jedenfalls bin ich fest überzeugt, dass das Werk im Moment über den toten Punkt gerettet ist. Kaum zu erwähnen brauche ich wohl, dass meine eigenen Anschauungen sich nicht überall mit denen Krauses decken, darin ist es eben nach wie vor ausschliesslich sein Buch. Dass es aber nach wie vor reichen Segen verbreiten und am grossen Friedenswerke der geistigen Erweckung im Volke tatkräftig mitarbeiten kann, darüber besteht für mich keinerlei Zweifel. Friedrichshagen, in the Summer of 1904. |