Werden und Vergehen

[Generation and Decay]

von

  Carus Sterne




Vorwort

Forward
xviii
Was kann der Mensch im Leben mehr gewinnen,
als daß sich Gott-Natur ihm offengare?
Goethe


     Von den äußeren Formen abgesehen, lassen sich schon in ihrem Ursprunge drei Weltanschauungen oder Religions-stufen unterscheiden. Die erste und älteste, in der Schleiermacher das Wesen aller Religion ausgedrückt glaubte, enthält die Schöpfung der unfreien, bedrückten und geistig armen Kindheitsvölker, deren Phantasie sich feindliche und freundliche, schadende und hilfreiche übermenschliche Mächte (Dämonen und Gottheiten) schuf, zunächst Vermenschlichungen der Naturgewalten, beladen mit aller nur erdenklichen menschlichen Schwächen.

     Eine andere ist die Religion der Unbefriedigten, die der menschlichen Unzulänglichkeit, Wissen- und Könnens-Beschränktheit ein an nichts als an seinen Willen gebundenes, allmächtiges und allwissendes Wesen gegen-überstellen, die den Götzen der niedersten Stufe überragende Gottheit des Wunsches, deren allgemeine Verbreitung unter den gebildeteren Völkern Feuerbach nachgewiesen

     Wir fühlen aber, es gibt noch eine höhere und reinere Religionsübung, die nicht, von menschlichen und irdischen Unvollkommenheiten ausgehend, auf deren Abstellung bedacht ist, und daher nur solchen Geisternangemessen sein wird, die die Grenzen der Menschheit erkannt und, wie Goethe riet, “im Ganzen resigniert” haben. Ich meine die keinen Vorteil suchende Erhebung über das Gemeine, zu der uns eine tief innerliche, ideale und doch ziellose Anlage hintreibt: jenen Enthusiasmus, der uns zwingt, das Gute zu üben, das Schöne zu bewundern, das Erhabene zu verehren und der verborgenen Warheit nachzuspüren. Das war vorläufig nur die Religion der Dichter und Künstler, der Philosophen und Naturforscher, eine um so herrlichere Errungenschaft,  je mehr sie sich frei machen konnte von den zählebigen Wahngebilden der Naturvölker und von der Gottheit des Wunsches, die dem Eigennutze ire Entstehung dankt.  Sie macht glücklich und selig wie die andern Religionen, obwohl sie nur in Idealen lebt und obwohl sie das Arbeiten und Forschen dem ruhigen Besitze materieller und ideeller Güter vorzieht. Das vornehmste Gesetz dieser Religion der Uneigennützigen ist innere Läuterung durch unablässiges Vorwärtstreben, das Besterkannte gewollt zu haben, ihre höchste Genugtuung. Naturstudium und Kunstübung werden in ihr als Kultushandlungen betrachtet, Naturforscher und Künstler gelten als Priester der Gemeinde. Denn sie sind es, die auf anfangs auseinandergehenden, nachher sich treffenden Wegen das Göttliche suchen.



What more can a man gain in life
than that he should realize his own divine nature?
Goethe


     Apart from the external trappings, one can distinguish three world views or religious stages. The first and oldest, according to Schleiermacher the intrinsic belief of all religious thought, is the imagination of enslaved, oppressed and mentally immature peoples whose thoughts are filled with hostile and friendly, predatory and supportive superhuman powers (demons and deities); next, the personification of natural forces, loaded with every conceivable human weakness.

     Another is the religion of the unsatisfied, who are oppressed by human inadequacy, knowledge and skill compared with desire, limitless power and knowledge, the lofty idols of the imagination, a general condition noted by Feuerbach among the more educated people.


     We sense, however, that there is a higher and purer religious practice, that is not based on human and earthly imperfections, that is concerned about the afterlife, and therefore acknowledges only such spirits as appropriate, which recognize the limits of humanity and, as Goethe advised, "have resigned fully." I mean no biased survey of the congregation to which we incline, a deeply inward, ideal, untainted  determination: the enthusiasm that impels us to practice the good, to admire the beautiful, to revere the sublime and to probe the hidden truth. That was the forerunner, even the religion of the poets and artists, philosophers and scientists and an even more glorious achievement, as more and more they could break free of the tenacious delusions of primitive peoples and of the divinity of their imaginations, which are rooted in self-centeredness. One is happy and blessed as wih the other religions, even though it lives only in ideals and although it prefers the work and research to the peaceful possession of tangible and intangible goods. The principal law of this religion of the unselfish is an inner purification by incessant striving forward, to have the best understanding as their highest satisfaction. The study and practice of the natural sciences becomes for them the religious practice; naturalists and artists are the priests of the church. Because they are the ones who initially wander away, but later are captured by the quest for the divine.

xix
     Man hat die Naturforschung nur allzu oft als der Religiosität feindlich hingestellt. Aber sie ist nur dem Aberglauben, dem rohen Fetischdienst und den willkürlichen Menschensatzungen feindlich, nicht dem freien und reinen Enthusiasmus, in dem das Wesen wahren Religiosität besteht und aus dem alles Grosse  und Erhabene, was wir bewundern, hervorgegangen ist. Wie Kein menschlicher Kirchenbau an überwältigender Macht dem Säulentempel des grünen Waldes, dem Sternenzelt, das ruhig flimmernd das brausende Meer überspannt, so darf sich keine der viel durchblätterten Offenbarungschriften der verschiedenen Völker mit dem so vernachlässigten Buche der Natur vergleichen. Bei seinem Studium erst findet der Mensch sich selber wieder, indem der sich als oberstes Glied, als verschwindenden und doch bedeutendsten Teil eines ungeheuren Ganzen erkennt. Die Widersprüche spitzfinder Lehrmeinungen hören auf, ihn zu peinigen, die Vorurteile der Gesellschaft, der Zwang der Willkürherrschaft verlassen ihn, er fühlt sich erleichtert und zum erstenmale wahrhaft frei, indem der sich den ewigen Naturgesetzen mit Bewusstsein uterordnet. Er findet Balsam für die Munden, die er im Kampfe ums Dasein davongetragen, und Trost für die Enttäuschungen des öffentlichen Lebens. Aber was ihn von allem am meisten beglückt, ist die Entlaustung seiner Vernunst von den wie ein Alp sie quälenden Zweiseln.

     Wer Gelegenheit gehabt hat, in das innere Leben der Menschen den Blick zu lenken, der wird gefunden haben, dasz sich zulettzt doch jeder seine eigene Religion zurecht macht, dasz jeder sich sagt, soviel kannst du glauben und mehr nicht, dasz es mit einem Worte soviel Religionsysteme wie Köpfe in der Welt gibt. Das Bekenntnis der Naturforscher ist nun unter diesen vielen Weltanschauungen vielleicht das freieste, aber niemals jene rohe, fanaische und blutgierige “Religion” so unzähliger “Frommen”. Es ist nicht weniger weit entfernt von jenem krassen, die Genusssucht als oberstes Ziel predigenden Materialismus vieler Personen, die sich für Naturkundige ausgeben. Denn der wahre Naturforscher erkennt und verrehrt mindestens ebenso innig, wie der sogenannte Gläubige, eine ewige und unendliche, in den Vernunstgrenzen allmächtige, immer fortwirkende, unter Umständen lohnende und strafende Macht, die als Weltall regiert, und es darf als ser gleichgültig erscheinen, ob er ihren Namen mit vier Buchstaben schreibt, wie die meisten Völker der alten Welt, oder mit fünfen, und auch darin sird der von dem klareren Anhängern des Offenbarungsglaubens nicht abweichen, dasz er dieser ewigen, unendlichen und allgegenwärtigen Allmacht keine menschen-ähnliche Persönlichkeit, keine menschlichen Leidenschaften, wie Liebe und Hasz, zuschreibt.


     Too often the nature of research is portrayed as hostile to religion. But it is only hostile to superstition, crude fetishism and arbitrary human laws, not to the free and pure enthusiasm, which is the essence of true religion and emerges from it all great and sublime, that we admire. As no human church claims absolute authority over the columned temples of the green forest, or the stars, quietly flickering over the roaring sea, so none of the much leafed through revealed writings of various peoples compare with the neglected book of nature. In his study a person first finds himself back again, he recognizes himself as the top member, as a vanishing and yet most important part of an immense whole. The contradictions of sophistic doctrines cease to torment him, the prejudices of society, the compulsions of tyranny leave him, he feels relieved and for the first time truly free, as he subordinates with confidence the eternal laws of Nature. He finds balm for the lips, which suffered in the struggle for existence, and consolation for the disappointments of public life. But what delights him most of all, is the cleansing of his reason from agonizing doubts that prey like a demon.



     Whoever has had the opportunity to contemplate on the internal life of the people, finds that in the end, everyone has his own religion, that everyone says to himself, you can believe so much and no more, that there are in a word as many religious systems in the world as there are heads. The beliefs of Science are perhaps the freest of these many beliefs, but never share that rude, fanatical and bloodthirsty "religion" as have countless "saints". It is no less far away from that crass, indulgent, preaching materialism that is the supreme goal of many people who pose as naturalists. For the true naturalist recognizes and worshiped at least as intimately as the so-called believer, an eternal and infinite -- in the logical limits almighty power -- always effectual in rewarding and punishing, that reigns supreme, and it may appear to be very indifferent, whether he writes his name with four letters, like most nations of the ancient world, or with five, and also herein, it is clear that the followers of revealed faith do not differ in this fact, that this eternal, infinite and omnipresent omnipotence possesses no human-like personality, no human passions such as love and hate.

xx
     Wenn wir unser Auge zum nächtlichen Sternenhimmel emporheben, und in seinen Tiefen aufdämmernde Welten erblicken, deren Licht Jahrtausende braucht, um zu uns zu gelangen: wie klein erscheint uns da der Gedanke, dass diese Welten gleichsam wie Gaslanternen auf den Weg gestellt seien, von dem sie leuchten. Wieviel erhebender und gewaltiger ist nicht die vorstellung, dass auch die Erde ehemals Teil eines leuchtenden Gestirns gewesen ist, das, wie jene noch leuchtenden, von Ewigkeit mit der Fähigkeit begabt war, unter geeigneten äusseren Umständen Leben und sogar dessen höhere Form, die wir als bewusstes Leben unterscheiden, aus sich herauszubilden. Es gibt gedankenlose Geister in Menge, die das unbeschränkte Walten der Naturgesetze im Himmel und auf Erden zugeben, die die freilich nicht zu leugnende Tatsache, dass die unvollkommneren Pflanzen und Tiere in strenger Stufenfolge den vollkommneren vorausgegangen sind, anerkennen, die so nachgiebig sind, dass sie selbst im gewöhnlichen Laufe der Dinge die Hand übernatürlicher Mächte aus dem Spiele lassen und sich mit Darwinschen Grundanschauungen einverstanden erklären, -- die aber an drei Punkten eine äussere Hilfe herbeirufen, nämlich hinsichtlich des ersten Ursprunges der Welt, des Lebens im allgemeinen, und der menschlichen Seele im besondern. Sogar mancher Naturforscher hat sich in betreff dieser drei Punkte einer Fahnenflucht schuldig gemacht, ohne zu bedenken, dass er damit seinen Lebensberuf als kindliche Spielerei verurteilte, und mancher Weisegeborene hat ihm dafür Beifall geklatscht, ohne zu ahnen, dass er nur einen Renegaten vor sich hatte. Denn der echte Naturforscher schwört seinen Glauben nicht so leicht ab und ist im gewissen Sinne frömmer, als jene, die ihren Gott nur zuweilen, nur bei besonders schwierigen Punkten in den Weltprozess eingreifen lassen. Er erblickt vielmehr in allem was geschieht, äusserungen der von ihm verehrten Allmacht und glaubt, dass ihre Satzungen unabänderlich seien, dass einzig und allein diese Unabänderlichkeit die Mühe lohne, sie zu studieren.

     Wenn es zur innern Befriedigung dient, dieses einsig Unbewegliche, alles Bewegende, diese immerwährende Ursache, die wir voraussetzen aber nicht vollinhaltlich erfassen können, als immertätige Gottheit zu denken und ihr persönliches Wirken in allem zu erkennen, was geschieht, in dem Fallen des Steins, wie im Umschwung der Gestirne, -- der wird sich nie mit den Ergebnissen der Naturforschung in irgend einem Widerstreite befinden. Gegen eine solche folgerichtige Auffassung, die dann weiter folgern wird, dass die Schöpferkraft nach denselben Vernunstgesetzen, durch die sie das Werk ihrer Kraft erhält, auch die Welt, das Leben und das Selbstbewusstsein (um diese Begriffe stufenweise auseinander zu halten) erschaffen habe, hat kein Naturforscher etwas einzuwenden, denn sie ist völlig identisch mit seiner eigenen Herzensüberzeugung.




     If we raise our eyes to the starry night sky, and in its depths see dawning worlds whose light takes thousands of years to get to us: how small we feel with the idea that these worlds seem as gas lanterns lighting our paths. Is not the idea uplifting and powerful, that the earth itself was once part of a shining star, which, like those stars still shining, was endowed from eternity with the ability under appropriate external conditions to form life by itself, and even its higher form, which we call conscious life. There are many thoughtless spirits, who add to the the unlimited sway of natural laws in heaven and on earth and do not recognize the undeniable fact that the less perfect plants and animals have preceeded in strict gradation to the more perfect, and are so flexible that they allow themselves in the ordinary course of things the aid of supernatural powers from the games and agree with Darwin's basic ideas, -- but invoke an external aid at three points, namely as regards the first origin of the world, of life in general, and of the human soul in particular. Even some scientist has made himself guilty in respect to these three points in a desertion, without considering that with it he condemned his life’s career as child’s play, and something in him applauded it, without knowing that he was only renegade. For the real scientist pledges his faith not so frivolously, and is in a certain sense, more pious than those who leave their God only occasionally to engage only in particularly difficult points in the world process. Rather, he sees in everything that happens, manifestations of omnipotence he reveres, and believes that their statutes are unalterable, that the sole and only reward in this immutability is the effort to study it.

     Whenever it serves for inner satisfaction, we assume this single motionless, always moving, this perpetual cause which we cannot fully grasp, in contrast to assuming an always active deity, and seeing His personal activity in all that occurs –- in the fall of a stone, as in the reversal of the stars -- which is never discoverable with the results of scientific research in any confrontation. Against such a logical view, which then further assumes that laws of the creative power stand by themselves, by which it achieves the work of their power, including the world, life and self-consciousness (to cite these same terms), no naturalist has anything to say, because it is completely identical to his own heart's conviction.

xxi
Hier begegnet sich der innigste Bibelglaube, der kein Gras wachsen und keinen Sperling vom Dache fallen lässt ohne Gottes Willen,  mit dem Glauben des Naturforschers und beide bekämpfen vereint nur die Gedankenlosigkeit,  bald die anerkannte Allmacht wirken zu lassen und bald nicht. Zwischen den beiden Gottheitsbegriffen dieser im wesentlichen einigen Verehrer besteht vielleicht nur der Unterschied, dass der des Naturforschers grösser und erhabener empfunden ist, befreit von allen Vermenschlichungen, als der reine Urquell alles Seins und Geschehens. Sonst ein Name mit kaum aus gedachtem Inhalt, wird er im ein wirklich Lebendiges, dessen Bewusstsein in ihm selber erwacht, ist, erst in dunkler, entstellender Vermummung, dann allmählich klarer und reiner, aufsteigend zu dem vollkommenden Anschauen, in dem die höchste Seligkeit erwartet wird. Wie alles in der Welt, hat auch der Gottesbegriff seine Entwicklung und entspricht überall genau dem Grade des Erkennens, zu dem die Wissenschaft fortgeschritten ist.

     Ursprünglich hinderte kein Studium den Menschen, zu glauben, die Welt sei mit allem, was darin lebt, in sechs Tagen fertig erschaffen worden. Nun sehen wir aber mit klaren Augen, dass die Weltentwicklung lange vor dem Erscheinen des Menschen durch unendliche Zeiträume fortgegangen ist, und niemand wird heute mehr glauben wollen, sie sie vor ungefähr sechs-tausend Jahren mit allen ihren Schichten und Versteinerungen darin auf einmal fertig erschaffen worden. Oder sollen wir ein Augenblick diesem wahnwitzigen Schlusse folgen und uns fragen, welchen Zweck wohl nach dieser Anschauuung die Erschaffung zahlloser Fossilien, deren Aufeinander-folge so deutlich die Entwicklung zum Vollkommeneren zeigt gehabt haben könnte? Dem Buchstabengläubigen, der das Gewicht der paläontologischen Tatsachen begriffen hat, würden sich nur zwei Erklärungen bieten, von denen die eine noch unwürdigen wäre, als die andere. Er müszte nämlich entweder annehmen, die Fossilien seien Versuchsmodelle,  um immer vollkommenere Organismen hervorzubringen; oder gar, sie seien mit Absicht in einer bestimmten Stufenfolge dem Erdschosze einverleibt worden, um dadurch dermaleinst die Ungläubigen irre zu führen; wie einst der Jesuit Athanasius Kircher künstliche Altertümer vergraben haben soll, um einem eifrigen Archäologen dadurch einem Fallstrick zu legen, so sei der gewaltige Erdbau nichts als ein grossartig angelegter Jesuitenbetrug, um die Kinder der Weisheit zu Narren zu machen.

     In der Tat, auf solche Irrwege würde der gequälte Menschengeist gedrängt werden, wenn er noch länger an der einfachen, natürlichsten Erklärung vorübergehen wollte und doch die tatsächlichen Ergebnisse der Erduntersuchungen anerkennen müsste. Aber Glücklicherweise kann der diese Tatsachen anerkennen, ohne die geringste seiner religiösten Empfindungen Preis zu geben, und dies ist der Punkt, auf dem Darwin als Versöhner und Vermittler der verschiedensten Weltanschauungen gepriesen zu werden verdient, weil er die bedrückten Seelen erlöst und ihnen den Weg zeigt, auf dem sie ohne unwahr gegen sich selbst zu werden, Ruhe und Frieden finden können.


Here take place the most intimate encounters between Bible faith, in which  no grass grows and no sparrow falls from the roof except by God's will, and the faith of the scientist, and only the thoughtless fight one another over whether or not to allow the Almighty so to work. Between the two concepts of God’s plans among God’s worshippers, is is essentially perhaps only the difference that the scientist perceives grandeur as free from all humanization, as the pure source of all being and happening. Otherwise, a name with scarcely designed content, becomes in him actually alive, his consciousness awakens, appearing at first in a dim, distorted image, that then gradually becomes clearer and less distorted, finally rising to clear view, with the greatest clarity. As in the case of everything else in the world, the concept of God develops and clarifies in proportion to the degree of knowledge to which science has progressed.

     Originally, nothing hindered any scholar from believing that the world and all that lives in it, was created fully complete in six days. But now we see with clear eyes that the world’s development had long gone on for endless periods of time before the appearance of man, and no one will want to believe any longer that the world was created about six thousand years complete with all its layers and fossils. Or we could have had a moment to follow this insane conclusion and ask ourselves what purpose the creation of numerous fossils served, according to this view in which the follow-on layers show so clearly the trend towards greater perfection? The literalist believer who has realized the weight of the paleontological facts, would offer only two explanations, one of which would be more degrading than the other. He would have to accept whatever is available, that the fossils were test models, to always produce more perfect organisms, or even that they had been incorporated on purpose in a specific sequence of stages of the earth-womb, in order to mislead the infidels someday; just as once the Jesuit Athanasius Kircher was said to have buried artificial antiquities for an eager archaeologist thereby laying a snare, even so was the massive earthenworks nothing but a great Jesuit-scale fraud, to make fools of the children of wisdom.

     In fact, on such aberrations the tormented human spirit would be pushed, if he wanted any longer to pass by the simple, yet most natural explanation would have to recognize the actual results of earth investigations. But fortunately, on can accept these facts, without costing the least of his religious sentiments, and this is the point on which Darwin deserves praise as a conciliator and mediator of diverse ideologies, because he freed the oppressed souls and showed them the way, without which they would be untrue to themselves, where can find rest and peace.

xxii
Seine Theorie ist eine Erklärung der Tatsachen, sie verlangt nichts und lässt jedem seiner Glauben. Unbenommen bleibt es dem Bedürfnisse eines jeden,  sich an seinen, dem einfachsten Verstande einleuchtenden Entwicklungsgesetzen genügen zu lassen, oder sie als die Mittel und Wege zu betrachten, durch die die Gottheit diese an Vollkommenheiten und Schönheiten wie an Hässlichkeiten und Mängeln sollten wir dem grossen Briten nur um so eifriger dafür danken, dass wir durch seine Entwicklungstheorie von der höchst unwürdigen Vorstellung befreit worden sind, das höchste Wesen wie einer Töpfer oder Automaten verfertiger betrachten zu müssen, der auch so vieles Häfsliche und Schädliche gemacht habe, oder doch dessen Hervorbringung – wenn man sie einem Teufel in die Schuhe schieben will, -- nicht verhindern konnte. In der Entwicklungstheorie finden auch die den Theologen so peinigenden schädlichen Wesen, die Schlangen, die Eingeweidewürmer, Missgeburten, Unzweckmässigkeiten, Ansteckungskrankheiten und Gebrechen aller Art ihre wohlmotivierte Stelle, ohne dass man zu Teufelsspuk und dergleichen Verunglimpfungen einer höheren Religion seine Zuflucht zu nehmen braucht.

     Der Gedanke einer mittelbaren Schöpfung der lebendigen Welt hat, wie er schon den Kirchenvätern geläufig war, nicht nur nichts das religiöse Gefühl Beleidigendes, sondern vielmehr alle Aussicht, binnen Kurzem allgemein als die würdigste und erhabenste Auffassung des Schöpfungswerkes gepriesen zu werden. Vor hundert Jahren bereits nannte Erasmus Darwin,  der in so vielen Richtungen der Vorkämpfer seines Enkels was, die schon ihm geläufige Idee, dass alle Dinge der Natur in einem Fortschritte zu immer grösserer Vollkommenheit begriffen wären, eine “des Schöpfers aller Dinge angemessene”, und in der gleichen Auffassung finden zahlreiche und namhafte darwinistische Forscher der Jetztzeit Erhebung und Befriedigung. Denen, die dieses Buch so heftig und an der öffentlichsten Stelle des Landes angegriffen haben, muss ich daher erwidern, dass sie ihre Zeit und die religiösen Bedürfnisse ihrer Mitmenschen nicht verstehen. Ich halte es für die höchste Zeit, in Schule und Haus den Fortschritten der Naturwissenschaft Rechnung zu tragen und den religiösen Unterricht auf einer dem naturwissenschaftlichen Unterricht entgegenkommenden Grundlage zu reformieren. Die Religion darf sich dem allgemeinen Entwicklungsgange der Menschheit nicht entziehen; als ein im Laufe der Zeiten gewordenes Lehrgebäude, muss auch sie der fortschreitenden Erkenntnis folgen und eine Form zu finden wissen, in der auch der mit der Bildung unserer Zeit genährte Mensch Erhebung und Trost finden kann.

     Die Überzeugung, dass der Kern jeder Religion durch eine Reinigung von den Flecken des Aberglaubens unendlich gewinnen müsse, dürfte zwar heute ein Gemeingut der gebildeten Klassen sein, gleichwohl aber geschieht so gut wie gar nichts, um diese Erkenntnis bei der Erziehung der Jugend und des Volkes zu verwerten, und nieman scheint einzusehen, dass hier geradezu das dringendst Bedürfnis unseres Erziehungswesens liegt.



His theory is an explanation of the facts, they asked for nothing and leaves all of his faith. Everyone is free to meet his own needs, to accept the simplest obvious laws of development, or to regard them as the means and ways by which through which the deity achieves perfections and beauty from ugliness and defects; so we should be all the more eager to thank the British that we have been freed by his development of theory of the most unworthy idea of having to consider the supreme being as a potter or machine maker, who had made so many things deformed and harmful, or at least - if they will shoehorn in a devil into the process - could not keep from being produced. By means of the theory of evolution the theologians can also explain pain-inflicting, harmful creatures, snakes, worm entrails, birth defects, deformities, infectious diseases and ailments of all kinds into their higher religion without needing to comment on devils and slander of that sort.

     The idea of a mediate creation of the living world, a concept already familiar to the Church Fathers, is nothing offensive to religious sentiments, but rather of all views of the works of creation, will soon be praised as the noblest and most sublime. A hundred years ago, the already named Erasmus Darwin, who was in so many ways, the prophetic champion of his grandson, expressed the already familiar idea that all things were conceived of nature in a progress to ever greater perfection, a “Creator of all fit things” and numerous and well-known Darwinist researchers surveyed at the present time assent and express satisfaction along the same lines. Hence, to those who have attacked this book so violently and in the most public places in the country, I must say that they understand their times but not the religious needs of others. I think it is high time for school and home to reform the religious instruction and science lessons, to take into account and respond to the progress of science. Religion must not escape the general process of development of mankind; as  knowledge in the course of time become a part of doctrine, it must also follow the developments of progress and to find enjoyment and trust in the educational advances of our age.

     The conviction that the core of every religion must gain infinite might by a cleansing of the stain of superstition, has indeed today become a common property of the educated classes, but they nevertheless gain almost nothing from this knowledge in the education of youth and the public, and nobody seems to realize that here is really the most pressing need of our educational system.

xxiii
Die fortschritte der Naturwissenschaften haben uns in einem früher nie vorhandenen Masse die Unmöglichkeit und Widersinnigkeit einer Reihe von Phantasiegebilden dargetan, die in den religiösen Schriften – der Zeit ihrer Abfassung entsprechend – als Tatsachen berichtet werden. Jede unserer mathematischen, astronomischen, physikalischen, chemischen, geologischen und biologischen Unterrichtsstunden untergräbt ohne Aufenthalt und Schonung eine Anzahl der in ihr Berich fallenden Wundererzählungen, und es droht die Gefahr, dass mit jenen Äusserlichkeiten, die das eigentliche Wesen der Religion gar nicht berühren, diese selbst dem Kinde unserer Zeit zweifelhaft, ja lächerlich und verächtlich werden muss. Am meisten unbegreiflich müssen bei dieser Sachlage jene Eiferer erscheinen, die noch heute in einer Betonung des starrsten Buchstabenglaubens die letzte Rettung der Gesellschaft sehen. Diese blinden Zeloten nehmen die schwerste Verantwortung auf sich, denn ihnen wird man den Löwenanteil der Schuld zuschreiben müssen, wenn binnen kurzem die Gebildeten ganz aus der Kirche gedrängt sein werden und damit den Gemeinden ihr bester Halt geraubt sein wirt. Auch jenen entgegengesetzten Weg, den ein berühmter Gelehrter und Politiker wiederholt  empfohlen hat, nämlich Religion und Wissenschaft ungestört nebeneinander fortbauen zu lassen, kann ich weder für besonders weise, noch für heilbringend halten. Denn es liegt ja auf der hand, dass auf diesem Wege die Kluft zwischen den beiden Richtungen des Gemüts- und Verstandeslebens nur immer tiefer und zuletzt unüberbrückbar werden muss.

     Im Nachfolgenden is, den äuszern Umrissen nach, der Versuch gemacht
worden, die Hauptergebnisse der neueren, auf die allemeine Weltanschauung anwendbaren Forschungen zu einem knappen Gesamtbilde zusammenzufassen. In bezug auf Abrundung und Einzelheiten wende ich mich an die Nachsicht kompetenter Beurteiler und bitte sie, die vielseitigen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens nicht auszer Betracht lassen zu wollen. Die Naturwissenschaft ist niemals ein Abgeschlossenes, und auch das heute Erforschte ganz zu umfassen, wird sich kein Lebender rühmen können oder wollen. Andererseits ist der Stoffreichtum, aus dem eine möglichst zweck-mäszige Auswahl zu treffen war, ein ungeheurer: die Entdeckungen der Paläontologie wie der Entwicklungsgeschichte drängen sich und erschweren die Aufgabe, ein umfassendes Bild der Weltentwicklung zu geben, auch wenn man dem Streite der Meinungen über Einzelheiten so viel als möglich aus dem Wege geht.



The progress of science has never before shown us in such quantity, the impossibility and absurdity of the serial fantasies revealed in religious texts - reported as fact at the time of their composition. Each of our mathematical, astronomical, physical, chemical, geological and biological lessons undermines without end or relief an accounting in their reports of miracle stories, and there is the danger that with those extraneous things, which do not touch the very essence of religion, religion itself must become dubious, ridiculous and contemptible to the child of our time. The most incomprehensible in these circumstances are the fanatics who even today see in an emphasis on rigid literalism the last hope of the society. These blind zealots take the heaviest responsibility, because to them must be given the lion's share of the blame if the educated will shortly be completely expelled from the church and the community is robbed of their best economic support. The contrary way, which a famous scholar and politician has repeatedly recommended, namely that religion and science be allowed to peacefully coexist alongside one another, I consider neither beneficial nor redemptive. For it is indeed by this means that in this way the gap between the two directions of the emotional life and the intellectual life, must become only deeper and finally unbridgeable.


     In the following is an overall outline, made in the attempt to present the main results of recent findings, in the belief that all
research congeals to form an overall picture. With regard to approximations and details I turn to the indulgence of a competent appraiser and ask him to consider that the many difficulties an undertaking such as this cannot consider special situations. Science is never complete, and even today no one living can or should boast that everything has been explored. On the other hand, the amount of material for possible selection is monstrous: the discoveries of Paleontology as the evolution story piles up makes it difficult to give a comprehensive picture overall development, even if the contest of opinions on details gets out of the way as much as possible.